Rechtschreibung

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Josha von Gizycki 2 days ago
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@ -26,7 +26,7 @@ Kurz darauf ging es auf große Fahrt: Eine rund 3000 Kilometer lange Motorradtou
Heute genießt die W, in Bezug auf Urlaub, ihren Ruhestand. Sie genießt ihre regelmäßigen Wartungen und wird bei schönem Wetter ausgeführt, genießt dabei die Sonne, einen guten Windzug um die luftgekühlten Zylinder und genuss- sowie druckvolles Gleiten über ruhige Landstraßen. Bei einer solchen Fahrweise benötigt man auch nicht wirklich ein ABS, wie soll das auch auf eine per Stoßstange angelenkte Trommelbremse einwirken? Die, nach modernen Maßstäben bewertet, eher maue Federung sorgt für genügend Fahrkomfort und Kontrolle. So genießt es sich herrlich einfach. Die Kawasaki-typische Schaltung mit knackigem Feedback sagt einem artig bescheid, dass der Gang auch drin ist und der Motor vibriert sanft im Viertakt. Dabei ist er auch nicht laut. Mir erscheint, dass er auf dem Fahrersitz deutlicher zu vernehmen ist, als wenn man daneben steht. Die fünf Gänge geben genug Reichweite, dass bei Tempo 100 ruhige 4000 Umdrehungen vorherrschen, während man auch ohne Sorgen im höchsten Gang durch den Ort tuckern kann. Im Dritten prattelt es sich herrlich von unten heraus hoch und wenn man doch mal alleine auf der Landstraße ist, kann man den Twin bis auf 7000 Umdrehungen hochjubeln, dann klingt er kernig.
Irgendwann stellte sich dann aber doch heraus, dass ein speziell dem Reisen gewidmetes Motorrad her muss. Der W wollte ich ja lange Touren nicht mehr antun.
Irgendwann stellte sich dann aber doch heraus, dass ein speziell dem Reisen gewidmetes Motorrad hermuss. Der W wollte ich ja lange Touren nicht mehr antun.
### Die V: Honda Varadero 1000 XL SD 02, Baujahr 2009
@ -40,7 +40,7 @@ Der eiserne Grundsatz gilt im Übrigen für viele Aspekte, aber vor allem auch f
Im selben Jahr ging es dann auch auf große Tour, wieder nach Skandinavien, diesmal Norwegen. Die Trollstigen wurden anvisiert, aber nicht ganz erreicht. Bis Jötunheim, der Ort, von dem die Eisriesen stammen, schafften wir es und es war grandios. Die V zeigte sich von ihrer Schokoladenseite und sorgte mit ihrem bärigen Motor für stressfreies Fahren, mit ihrer vortrefflich entwickelten Verkleidung für angenehmen Windschutz und den Koffern für jede Menge Stauraum. Zurück ging es in Richtung Schweden und dort holte mich die geringe Erfahrung mit der Maschine ein. Auf einem Fleck Klee rutschte ich beim Beschleunigen mit dem Hinterrad weg, sorgte mit einem schlackernden Eiertanz des Hinterrades für allgemeine Belustigung und legte mich gepflegt hin. Das Ego war hinüber, der Bremshebel verbogen. Wir schafften es aber tatsächlich, und ohne große Umwege, einen Honda-Händler in Schweden zu finden, im spärlich besiedelten "mittleren" Schweden fast ein Wunder, und konnten Ersatz besorgen, der bis heute noch am rechten Ende des Lenkers lebt.
Und da die V für das Reisen konzipiert und ich sie auch genau dafür angeschafft habe, führte die nächste Reise mich ins gelobte Motorradfahrerland: die Alpen. Als Kurs wählte ich die Grand Tour of Switzerland aus, eine Rundreise entlang der schönsten Gegenden der Schweiz, ein mal im Kreis herum. Von dieser Tour wählte ich jedoch nur den südlichen Teil aus, ich hatte ja nur eine gute Woche Zeit und Ballungszentren wollte ich eher umgehen. So ging es vom Bodensee aus in die Schweiz und im Uhrzeigersinn herum, immer in der Nähe der Grenze zu den Nachbarstaaten entlang bis zum Genfer See und dann weiter nach Norden nach Basel. Dort hatte ich schon die vorgegebene Route der Grand Tour verlassen, besuchte gute Freunde um dann wieder die Heimfahrt anzutreten und die Nacht durch nach Hause zu fahren. Und die V? Die hat alles klaglos mitgemacht. Ich erwischte auf dieser Tour die niederschlagsreichste Woche seit Beginn der Aufzeichnungen und die Reifen, das Fahrwerk, der Wetterschutz, die Griffheizung machten alle mit, ließen sich Passhöhen hinauftreiben, durchzirkelten Spitzkehren und trugen mich im gemütlichen Tempo durch malerische Landschaften. Nun hat es glücklicherweise nicht in einem durch geregnet und es gab auch warmes und sonniges Wetter. Dann war die Fahrerei besonders schön und mir stockte regelmäßig der Atem, wenn ich mit meiner V die nächste Postkartenansicht durchfuhr oder auf einem der bekannten Pässe stand und der Blick so weit reichte, dass ich verstand, wo die blauen Berge wirklich sind.
Das Tourenpaket spielte alle Trümpfe aus. Das Topcase, so hässlich solche Koffer auch sind und so sehr sie auch die Fahrdynamik stören, war in Sachen Zugänglichkeit einfach unschlagbar. Man hat ein wasserdichtes Staufach, welches ohne Weiteres aufgeht und in dessen Deckel man seine Handschuhe und weiteres Geklöter unterbringen kann, während man im eigentlichen Stauraum nach anderen Dingen kramen kann. Die Seitenkoffer sind ähnlich praktisch, wobei man im Zugriff weniger wahlfrei ist. Da sie zur Seite aufklappen, kann es schnell passieren, dass man die Hälfte des Inhalts in der Hand hält. Dafür habe ich irgendwann einfach das Zelt in einen der Seitenkoffer gestopft, nachdem ich es nach Tagen des Regens trocknen konnte und weiterhin trocken aufbewahren wollte. Sie bauen etwas weiter als der Lenker, was man im Hinterkopf behalten muss, aber sonst funktionieren sie tadellos und stören auch nicht bei schneller Gangart.
Das Tourenpaket spielte alle Trümpfe aus. Das Top-Case, so hässlich solche Koffer auch sind und so sehr sie auch die Fahrdynamik stören, war in Sachen Zugänglichkeit einfach unschlagbar. Man hat ein wasserdichtes Staufach, welches ohne Weiteres aufgeht und in dessen Deckel man seine Handschuhe und weiteres Geklöter unterbringen kann, während man im eigentlichen Stauraum nach anderen Dingen kramen kann. Die Seitenkoffer sind ähnlich praktisch, wobei man im Zugriff weniger wahlfrei ist. Da sie zur Seite aufklappen, kann es schnell passieren, dass man die Hälfte des Inhalts in der Hand hält. Dafür habe ich irgendwann einfach das Zelt in einen der Seitenkoffer gestopft, nachdem ich es nach Tagen des Regens trocknen konnte und weiterhin trocken aufbewahren wollte. Sie bauen etwas weiter als der Lenker, was man im Hinterkopf behalten muss, aber sonst funktionieren sie tadellos und stören auch nicht bei schneller Gangart.
Was aber vor allem in der Schweiz, zusammen mit den dort ansässigen Bußgeldern für zu schnelles Fahren, auffiel, ist, dass 90 Pferdestärken selbst bei einem so schweren Motorrad wie der V einfach jede Menge sind. Beim Durchfahren von Orten, oder dem entspannten Durchpendeln von Landstraßen, muss der Gasgriff mit Bedacht bedient werden. Am Berg ist Drehmoment natürlich praktisch, der Sprint aus einer Spitzkehre hinauf ist ruckzuck gemacht und das druckvolle Beschleunigen macht einen unheimlichen Spaß, doch führt man ein solches Manöver aus, kann schnell eine dreistellige Geschwindigkeit erreicht werden. Dafür muss nicht einmal nennenswert hochgeschaltet werden, da die kurzhubige Auslegung des Motors hohe Drehzahlen ermöglicht.
Also immer schön piano und Landschaft genießen. Warum sollte man auch möglichst schnell durch ein so schönes Land wie die Schweiz heizen? Dann ist man nur schneller wieder raus, das Land ist klein. Zeit nehmen, das restliche Leben ist schon stressig genug.
@ -48,8 +48,8 @@ Also immer schön piano und Landschaft genießen. Warum sollte man auch möglich
Warum zwei Motorräder? Man kann eh nur eins fahren. Warum zwei Bücher? Man kann eh nur eins lesen.
Die W ist alles, was ich an Motorrädern mag. Man hört die Ventile arbeiten. Das Auspuffgeräusch ist herrlich klassisch und variiert von Cruiser-ähnlichem Geblubber bis zu kernigem Geknarre. Man glaubt jede Umdrehhung hören zu können. Der Scheinwerfer besteht aus dreißig Morgen verchromter Oberfläche und wenn ich bei Dunkelheit durch die Stadt fahre, refklektieren er und der verchromte Lenker die vorbeifliegenden Lichter, während die Instrumente mir dezent entgegenleuchten. Man guckt die Maschine an und sieht, wie sie funktioniert, sieht die Bestandteile aus denen sie besteht. Nur wenige Bauteile sind für rein optische Zwecke angebracht. Das Aussehen ist das Resultat der gewünschten Funktion. Und dabei ist eine Liebeserklärung an das Motorrad, das stilvolle und unaufgeregte Gleiten und Genießen, herausgekommen. Sie ist mein erstes Motorrad und mit ihr habe ich die Maschine meiner Träume gefunden.
Die W ist alles, was ich an Motorrädern mag. Man hört die Ventile arbeiten. Das Auspuffgeräusch ist herrlich klassisch und variiert von Cruiser-ähnlichem Geblubber bis zu kernigem Geknarre. Man glaubt, jede Umdrehung hören zu können. Der Scheinwerfer besteht aus dreißig Morgen verchromter Oberfläche und wenn ich bei Dunkelheit durch die Stadt fahre, reflektieren er und der verchromte Lenker die vorbeifliegenden Lichter, während die Instrumente mir dezent entgegen leuchten. Man guckt die Maschine an und sieht, wie sie funktioniert, sieht die Bestandteile, aus denen sie besteht. Nur wenige Bauteile sind für rein optische Zwecke angebracht. Das Aussehen ist das Resultat der gewünschten Funktion. Und dabei ist eine Liebeserklärung an das Motorrad, das stilvolle und unaufgeregte Gleiten und Genießen, herausgekommen. Sie ist mein erstes Motorrad und mit ihr habe ich die Maschine meiner Träume gefunden.
Die V ist ein Versprechen. Sie verspricht, dass sie mich dorthin tragen wird, wohin ich sie fahre. Ich werde mit ihr immer weiter lernen. Sie wird mit ihrer Leistung und ihrer Fahrdynamik noch lange Zeit mir voraus sein und mir Raum zum Wachsen bieten. Sie wird mir ferne Orte zeigen und mir ermöglichen, fremde Länder zu entdecken und dabei alles was ich brauche auf ihrem Rücken transportieren, ohne in Wehklagen zu verfallen. Solange ein Weg irgendwohin führt, werde ich ihn mit der V befahren können und sicher ankommen. Ihre Verkleidung, ihr Windschutz, ihre Ergonomie versprechen mir, dass keine Strecke zu weit sein wird.
Die V ist ein Versprechen. Sie verspricht, dass sie mich dorthin tragen wird, wohin ich sie fahre. Ich werde mit ihr immer weiter lernen. Sie wird mit ihrer Leistung und ihrer Fahrdynamik noch lange Zeit mir voraus sein und mir Raum zum Wachsen bieten. Sie wird mir ferne Orte zeigen und mir ermöglichen, fremde Länder zu entdecken und dabei alles, was ich brauche, auf ihrem Rücken transportieren, ohne in Wehklagen zu verfallen. Solange ein Weg irgendwohin führt, werde ich ihn mit der V befahren können und sicher ankommen. Ihre Verkleidung, ihr Windschutz, ihre Ergonomie versprechen mir, dass keine Strecke zu weit sein wird.
Darum zwei Motorräder. Darum ein Liebesbrief.

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